Man kann sagen, was man will – aber Wien hat schon was. Die Stadt atmet Kultur, nicht nur in den 77 Theatern, die es laut Stadt-Wien-Homepage gibt, den Clubs, Konzertsälen oder der Oper. Mitunter auch in der Straßenbahn.

38 Jahre Theatergeschichte in der bummvollen Bim.
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Unlängst etwa: Die U3 gibt mitten in der Spätnachmittagsrushhour den Geist oder jedenfalls den Fahrbetrieb auf. Die p. t. Fahrgäste werden zum Ausweichen auf, in diesem Fall, die Ringlinie gebeten.

Die Bim: bummvoll. Eine Passagierin, eingeklemmt in der Menge, kommt mit einem Passagier, eingeklemmt in der Menge, ins Plaudern: Ob sich’s wohl ausgeht bis 18 Uhr, ins Burgtheater? Jaja, beruhigt der, und: Was sie sehen wird? Heldenplatz – und schon entspinnt sich ein Gespräch über die Inszenierung von Castorf in der jetzigen Burg-Ära Kušej. Bei der nächsten Haltestelle sind die beiden längst bei Bernhards Heldenplatz der Ära Peymann. Ja, als damals der Deutsche Peymann an die Burg kam, da haben doch etliche Schauspieler das Burgtheater verlassen, der Muliar zum Beispiel. Ging in die Josefstadt. Und der Meyer hat mit Peymann so gestritten, der Meyer, der doch auch einmal Ensemblesprecher war und später Volksoperndirektor wurde. Ja, und wer hätt damals geglaubt, dass Peymann zwei Jahrzehnte später in der Josefstadt Regie führen würd, ausgerechnet?

Zwei Fahrgäste, fünf Bim-Stationen, fast 38 Jahre Theatergeschichte zum Zuhören: wenn das nicht was hat. (Renate Graber, 7.5.2024)