Hersteller Levis hat mit der japanischen Marke Beams eine Kollektion herausgebracht. Die Hosen? Luftig geschnitten natürlich.
Hersteller Levis hat mit der japanischen Marke Beams eine Kollektion herausgebracht. Die Hosen? Luftig geschnitten natürlich.
Levi`s

In dieser Woche soll es um eine modische Beobachtung gehen, bei der es sich wieder einmal um eine Generationenfrage handelt. So mancher würde womöglich von einem Generationenkonflikt sprechen. Vor einigen Jahren begann sich die Generation Z nämlich über die eng sitzenden Hosen der Älteren lustig zu machen. Der Tenor der Kommentare in den Social-Media-Kanälen: "Wieso quetscht man sich freiwillig in eine Röhre?" Das Infragestellen der Skinny kam einer Zeitenwende gleich.

Die Millennials waren ihren hauteng sitzenden Hosen in guten wie in weniger guten Zeiten treu zur Seite gestanden, hatten sie lange für ihre Anschmiegsamkeit und den sexy Sitz gepriesen. Man könnte auch sagen: Es passte kaum ein Blatt Papier zwischen die in den 1980er- und den 1990er-Jahren geborene Generation und ihre Röhrln. Irgendwann trugen sie dann wirklich alle. Von der Barista bis zu Robert Habeck, vom Volksschullehrer bis zu Kate Middleton, von Bierparteiler Dominik Wlazny bis zu Männerversteher Matthias Strolz.

Hält an seiner Röhre fest: Parteivorsitzender Dominik Wlazny während einer Pressekonferenz der Bierpartei im März 2024.
Hält an seiner Röhre fest: Parteivorsitzender Dominik Wlazny während einer Pressekonferenz der Bierpartei im März 2024.
APA/ROLAND SCHLAGER

Nun mögen einige einwenden: "Aber der Wlazny und der Strolz tragen doch noch immer Skinny!" Das stimmt wohl. Allerdings disqualifizieren sie sich in ihren hautengen Hosen auch als modische Vorbilder. Dominik Wlazny, Jahrgang 1986, mag auf der politischen Bühne den jugendlichen Stürmer und Dränger geben, wirkt in seiner Uniform aber eher wie ein unbelehrbarer Millennial.

Er sollte den Jüngeren Gehör schenken. Die bemängeln zu Recht, dass Röhrlhosen einengen und ihre Trägerinnen und Träger dem ewig schlanken Ideal verpflichten. Im Zweifelsfall wurde sogar der Körper geschrumpft, um in die Röhre zu passen – siehe Karl Lagerfeld. Um die Jahrtausendwende motivierten die schmalen Silhouetten des Modehauses Dior den Endsechziger zu einer Crashdiät: 42 Kilo nahm Lagerfeld in zwölf Monaten ab, um in das enge Beinkleid zu passen. Abnehmen fürs Outfit, diese Haltung ist, eh klar, längst Geschichte. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis diese Argumente auf fruchtbaren Boden fallen. Und die Hosen wieder hängen durften.

Weite Jeans und Asics-Sneaker: Barack Obamas Outfit aus dem Jahr 2009 ginge heute als zeitgemäßes Outfit durch.
Weite Jeans und Asics-Sneaker: Barack Obamas Outfit aus dem Jahr 2009 ginge heute als zeitgemäßes Outfit durch.
IMAGO/USA TODAY Network

Die Botschaften der Generation Z kommen jetzt auch bei einer breiteren Kundschaft an. Wer sich regelmäßig durch die Jeans-Abteilungen bewegt, wird wahrgenommen haben, dass die "lockeren Passformen" die engen Hosen langsam, aber sicher verdrängen.

Anders gesagt: Viele Modelle sehen heute so aus wie jene Jeans von Barack Obama, die 2009 noch als uncoole "Dad-Jeans" verunglimpft wurde. Nun muss den Fans der Röhrlhose gesagt werden: Die Skinnys sind offenbar die Dad-Pants von heute. Allerdings könnte es sich lohnen, die Schrumpfhosen aufzubewahren. Hier und da ist bereits die Rede von einem Comeback. (Anne Feldkamp, 29.4.2024)